„Flicorno d’Oro“

Am Freitag, 13. April 2012 brach die MGA morgens um 10.00 Uhr mit einem Car der Verkehrsbetriebe STI AG Thun auf, um unser vorgängig eingeübtes Pflichtstück „Moyses“ von Federico Agnello sowie das einstudierte Selbstwahlstück „Scenes from the Louvre“ von Norman Dello Joio der 4-köpfigen Jury des internationalen Blasorchesterwettbewerbs „Flicorno d’Oro“in Riva del Garda (I) zu präsentieren. Das Jurygremium setzte sich wie folgt zusammen: Fulvio Creux (I), Philippe Langlet (F), Hardy Mertens (NL) und Michele Netti (I). Meine persönliche Aufgabe an diesem Wochenende war, das musikalisch Gelernte in der halben Stunde Bühnenpräsenz zum Besten zu geben (wie auch alle anderen Musikantinnen und Musikanten), jedoch zudem einen Hintergrundbericht über diese Reise der MGA wiederzugeben. Die kürzeste Fassung dieses Berichts wäre bestimmt; und es regnete stark oder es regnete etwas schwächer, von der Abfahrt bis zur Rückkehr am Sonntagabend in Allmendingen/Thun. Dies würde jedoch diesem 3-tägigen Ausflug nicht gerecht.

Wie immer sind es doch – ausserhalb der musikalischen Erfahrung – die unscheinbaren Kleinigkeiten, welche dieser Reise die nötige Würze verabreichten und welche zum Schmunzeln aller Beteiligten in Erinnerung bleiben. Im Voraus ist zu bekennen, dass wir das „Flicorno d’Oro“ (das goldige Flügelhorn) in der Categoria PRIMA der „Filarmonica Saltriese“ aus Italien, unter der Leitung von Glauco Zanoni, mit
90.96 Punkten überlassen haben. Mit unseren 83.92 Punkten erreichten wir den 7. Rang. Anzumerken ist, dass sich 8 Orchester in dieser Kategorie bewerten liessen. Wir konnten uns also mit 7.04 Punkten hinter „Saltriese“, aber mit 0.63 Punkten vor der Stadtmusik Frauenfeld (CH) einreihen. Wir sehen dies natürlich äusserst positiv. Seit Jahren schon bestreiten wir Wettbewerbe mit vereinsinternen Leuten und möchten auch künftig unsere bestehenden Register nur verstärken, wenn unumgänglich. An dieser Stelle ist es bestimmt angebracht, unseren Aushilfen Vicente Ferrer (Oboe / Englischhorn), Erich Gutknecht (Fagott), Severin Zoll (Waldhorn), Simon Forster und Reto Wüthrich (Perkussion) sowie unserem Tambouren Bernhard Rohrer (Perkussion) ein aufrichtiges Dankeschön aus musikalischer aber auch kollegialer Sicht auszusprechen.
Wir können doch auch aus kameradschaftlicher Sicht mit Stolz vermerken, dass lückenlos alle zusätzlichen Musiker in die Kunst des Schnupfens eingeweiht wurden, ob sie nun den dazugehörigen „Singsang“ in unserer Sprache verstanden oder nicht.
Unser Strassenkapitän der STI, Christian Soltermann, hat uns sicher über den Brünig Richtung Milano nach Riva del Garda geleitet, hat uns tatkräftig mit Applaus am Wettbewerb unterstützt und uns die ganzen drei Tage immer wieder vom Hotel Gabry an unsere vereinbarten Lokale chauffiert und natürlich – nicht immer von allen Personen benötigt – wieder an unseren Ausgangspunkt gebracht. So fuhr er uns am Samstagmorgen zum Probelokal der „Banda Giovanile di Riva del Garda“. Dort absolvierten wir in einem komplett eingerichteten Probelokal eine 2-stündige Probe. Im Grossen und Ganzen können wir den Organisatoren des Blasorchesterwettbewerbs – was unseren Verein betrifft – ein Lob aussprechen, auch wenn unser Percussionsregister sein Material beim Wettbewerb weder einstimmen noch umstellen durfte oder es im Probelokal (wiederum bei einem Percussionisten) an einem Notenständer fehlte. Das Eine wurde an unserem Auftritt mit musikalischer Erfahrung wettgemacht, das Andere – wohl auch aus bereits gemachten Erfahrungen – im Probelokal bemitleidenswert zur Kenntnis genommen.

Aus musikalischer Sicht dürfen wir auf einen Anlass zurückblicken, an dem wir unter der bewährten Leitung von Enrico Calzaferri unser Bestes gegeben haben. Die vorgängige Probearbeit und der Probebesuch gestalteten sich gut bis sehr gut und ich gehe davon aus, dass unser Dirigent den Vereinsmitgliedern meist Freude an ihrem Hobby, aber auch an ihrer musikalisch gesteigerten Leistung vermitteln konnte. Unser Vortrag am Samstagabend gestaltete sich in 4 Akte.
Der erste Akt umfasste das Einspielen und das Stimmen unserer Instrumente in einem grossen Zelt. Nach einer halben Stunde geleitete man uns über eine lange, hohe (in Anbetracht meiner Höhenangst ungemein lange, hohe) Aussentreppe in einen grossen Raum und wir harrten der Dinge, die da kommen sollten. Nach wiederum einer halben Stunde führte uns eine Dame weiter in einen nächsten, etwas kleineren Saal und wir harrten wieder der Dinge, die da weiter kommen sollten und wir wurden belohnt.

Kurz nach 20.15 Uhr marschierten wir in einen grandiosen Konzertsaal ein. Jede Musikantin und jeder Musikant versuchte auf der Bühne, das Eingeübte umzusetzen. Wie wohl immer bei Auftritten, gelang dies mit einigen Ecken und Kanten. Nach einer halben Stunde verliessen wir erleichtert und bestimmt mit etwas mehr Adrenalin im Blut den Saal. Aus kollegialer Sicht können wir vermerken, dass diese drei Tage für wohl alle Musikantinnen und Musikanten unterhaltsam waren. Einige legten sich bei kühlen Temperaturen und Regen auf die Sonnenliegen des Hotels oder liessen sich zusätzlich zum Nass aus den Wolken vom Nass des Aussenpools anziehen, andere genossen einen unfreiwilligen Aufenthalt auf dem Hotel-Balkon, auf welchem sie sich hinausgesperrt hatten und wiederum einzelne erfreuten sich an den günstigen Konsumpreisen des Barausschanks im Hotel, welche auf die gewagten Rechenkünste des Personals zurückzuführen waren. So setzte sich doch durchwegs eine fröhliche Stimmung durch, auch wenn wir bereits im Vorfeld wussten, dass wir kein „goldiges Flügelhorn“ nach Hause bringen würden.

Gisela Oestreicher