Der September neigt sich dem Ende zu. Für Thun bedeutet das „Fulehungzyt“. Nichts lieben die Thunerinnen und Thuner mehr als den Ausschiesset und ihren Narren. Auch für mich ist diese Zeit immer etwas Besonderes. Doch dieses Jahr beginnt für mich der Ausschiesset etwas anders als die letzten 16 Jahre. Ich bin für einmal am grossen Sonntagsumzug nur Zuschauer.

Ich mache mich also nicht wie gewohnt auf den Weg zur Scheibenstrasse, sondern platziere mich im Bälliz. Dort angekommen erwarten mich nicht meine Musikkolleginnen und Kollegen sondern viele Zuschauer. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es bald Zeit ist. Ich warte gespannt auf den Böllerschuss. Und dann ist es soweit. Es „chlepft“ und die schönsten drei Tage in Thun beginnen. Als kleine Randbemerkung: im Bälliz „chlepft“ es viel schöner als hinten in der Scheibenstrasse.

Der Ausschiessetumzug wird in diesem Jahr von Lea Spörri angeführt. Sie ist Kadetten-Hauptmann und meistert ihre Aufgabe souverän. Die Zuschauer applaudieren ihr zu. Nach Lea folgt die Fahnengruppe, danach die Kadettenmusik. Dahinter marschiert das restliche Korps, entweder bei den Armbrustschützten, in der Kanonengruppe, bei den Tambouren oder einfach in einer Kompanie. Eine Gruppe kleiner Fulehüngli sowie die Chliffhangers sind ebenfalls Teil des Umzuges. Ausserdem marschiert in diesem Jahr, anlässlich eines Jubiläums, eine 14 köpfige Tambourengruppe, gebildet aus ehemaligen Tambourenmajoren der Kadetten, mit. Und dann kommt die MGA. Ich bin natürlich etwas aufgeregt, schliesslich hört man den eigenen Musikverein selten spielen, wenn man aktiv dabei ist. Nachdem ich von den MGAlern ein paar Fotos geschossen habe, diese Aufgabe habe ich als „Umzugsersatz“ übernommen, und ich mich von der „Hühnerhaut“ erholt habe, die mir den Rücken herunterlief, folgte ich der MGA bis auf Höhe Waisenhausplatz. Wie bei versierten Zuschauern üblich, wechselt man die Aareseite, um den Umzug nochmals zu sehen. Ich mache mich daher auf den Weg in die obere Hauptgasse um das ganze Schauspiel noch einmal anzusehen. Diesmal warte ich auch noch die Thuner Schützengesellschaften und den Musikverein Thun, welche den Abschluss des Umzuges bilden, ab.

Der ganze Tross endet schlussendlich auf dem Rathausplatz. Die Kadetten reihen sich auf dem Platz auf, und alle anderen Protagonisten verschwinden hinter dem Rathaus. Nach dem Abtreten folgt ein Platzkonzert bei welchem alle anwesenden Vereine ein Stück spielen dürfen. Zum Abschluss des grossen Sonntagsumzuges wird der Berner Marsch von der Kadettenmusik mit Unterstützung vom Musikverein Thun und natürlich der Musikgesellschaft Allmendingen/Thun gespielt.

Und nun mein Fazit: Als Thunerin muss man beim Ausschiessetumzug einfach dabei sein, egal ob als Zuschauerin oder aktiv 🙂

Susanna Balmer