Berner Oberländische Musiktage 2013 Kandersteg

In Kandersteg fanden vom 31.5. bis 02.06.2013 die 30. Berner Oberländischen Musiktage statt. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass es in dieser Fahrtrichtung eigentlich gar nicht mehr viel Berner Oberländischer geht – oder zumindest hätten wir dann anstelle der glänzend gepflegten Halbschuhe etwas robusteres Schuhwerk montieren müssen. Und auf die bequeme Car-Fahrt bis direkt vors Instrumentendepot hätten wir wohl auch verzichten müssen.

Am Samstag, 01.06.2013, fuhren wir also mit einem etwas verzögerten Reisestart (einige Musikanten wurden zunächst vermisst – sie trafen dann allerdings etwas später unter entsprechender Kurzatmigkeit doch noch ein) in Richtung Kandersteg. Früh zeichnete sich ab, was uns an diesem Tag erwarten würde. Regen, Regen und richtig: nochmals Regen. Obwohl Kandersteg sicher auch bei guter Witterung schön wäre, erwies sich die Eishalle als äusserst praktisch und trocken. Marschmusik abgesagt: was tut man nun bei Schlechtwetter und Langeweile? Genau: mal etwas Flüssiges (als hätte man davon noch nicht genug gesehen) zu sich nehmen, plaudern, Witze erzählen und warten. Bald wurde Mittag und es wurde gegessen. Obwohl: Hunger hatte irgendwie keiner; schliesslich hatte man ja auch noch nichts gemacht. Trotzdem machte sich langsam aber sicher Nervosität breit. Im Verlaufe des Nachmittags stellte sich das Musikkorps den Juroren im Gemeindesaal und spielte die beiden Stücke, welche auch am Zürcher Kantonalmusikfest auf dem Programm standen. Eine gute Hauptprobe also. Hier gab es allerdings keine Punktewertung, sondern vielmehr eine Beurteilung. Die Temperaturen im Gemeindesaal waren erdrückend. Ich stand mit meinen Tambouren-Kollegen in den hintersten Reihen und schwitzte. Und mit mir noch viele andere. Und weil man schliesslich im vorgeheizten Backofen auch was sehen möchte, erhielten die Musikanten auch noch etwas Scheinwerferlicht ins Gesicht. Nein, mit denen wollte keiner tauschen. Da ist wohl so viel Schweiss zusammengekommen, dass die Bäche überliefen, in Thun die Schleusen komplett geöffnet wurden und Bewohner der Berner Matte begannen, ihre Keller auszuräumen. Sorry, die Fantasie geht mit mir durch – zurück zum Thema. Die Musikanten lieferten ihre Stücke Tulsa von Don Gillis und Hispaniola von Jan de Haan in gewohnt erfolgreicher Manier ab und alle waren erleichtert, den Gemeindesaal verlassen zu dürfen. Nun stand noch das Tambourenwettspiel auf dem Programm. Die rekordverdächtig kurze Vorbereitungszeit – die Noten trafen erst fünf Wochen vor dem Wettkampf ein – brachte die ganze Gruppe zum Schwitzen und Zittern. Glücklicherweise war der Kirchgemeindesaal etwas kühler als der Gemeindesaal zuvor. Unter Berücksichtigung der Umstände wurde auch hier gut gearbeitet und die Tambourengruppe schloss mit den Stücken Tschiggodoro und Giubileo auf dem guten 4. Rang mit 82.55 Punkten ab.
Dann wurde noch etwas gefeiert und es folgte der Gesamtchor. Der Tambouren-Teil davon durfte durch ein paar unglückliche Umstände durch meine Wenigkeit geleitet werden. Alt-Bundesrat und Profi-Kandersteger Ogi sorgte schliesslich noch für etwas herrschende Freude, und diese nahmen wir dann auch mit auf die Heimreise nach Allmendingen.

Bernhard Rohrer